Aussendung Weihnachten 2016


Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Unterstützer der Bürgerinitiative für den Erhalt Badens!

 

Nach nun bereits eineinhalb Jahren des Bestehens unserer Bürgerinitiative möchten wir uns aus Anlass des zu Ende gehenden Jahres wieder zu Wort melden. Vor allem auch, um Ihnen für die kommenden Feiertage alle Gute, eine ruhige, besinnliche Zeit und Erholung, und sei es nur durch Abschalten der Hektik des Alltages, zu wünschen. Daß viele von uns für eine Rückbesinnung auf alte Werte und Gebräuche sind, ist erfreulich und zeigt sich nicht zuletzt durch den zunehmenden Zuspruch auf gute, qualitätsvolle Adventmärkte und deren kulturelle Programme, wie wir sie zur Zeit auch in Niederösterreich finden können.

 

Die Bilanz unserer Bemühungen in diesen eineinhalb Jahren ist, so man uns zugesteht, daß wir nicht ausgezogen sind, um Wunder zu bewirken, primär einmal positiv zu sehen. Wir haben uns vor allem bemüht, vor Projekten zu warnen, die uns seitens der Baulobby in trautem Zusammenhalt mit der Gemeinde, manchmal auch unter dem Deckmantel skurriler Begründungen gedroht haben und auch weiterhin drohen. Wir denken, es ist uns gelungen, vor Projekten, wie etwa der totalen Verbauung des Parks des Sauerhofes durch einen Herrn, der schon vor einem Jahr angegeben hat, er hätte auch das Sacher im Helenental gekauft (es ist bis heute im Besitz der Firma Novomatic), glaubhaft zu warnen. Ebenso sind wir gegen den geplanten Riesenneubau hinter dem Schloss Weikersdorf aufgetreten, vor allem dann, als klar wurde, daß der bestehende Hotelbau vermutlich nicht renoviert wird und dem Konzern als Verlustbeteiligungsmodell dient. Hier möchten wir in dankbarer Erinnerung Herrn Roland Sieder gedenken, der schon sehr früh auf dieses vermutliche Spekulationsprojekt hingewiesen hat und gegen dieses aufgetreten ist. Anmerkung: derzeit werden auf diesem Areal Baggerarbeiten durchgeführt, diese jedoch im Auftrag und unter der Leitung der Abteilung Archäologie des Bundesdenkmalamtes. Die Fundamente der barocken Schloßmühle wurden eben freigelegt, gefolgt von einer Untersuchung der darunter gelegenen Schichten. Sollte nichts gefunden werden, was eine Erhaltung rechtfertigt, so gibt es somit seitens des Bundesdenkmalamtes keine Einwände gegen weitere Bautätigkeiten, wie uns übermittelt wurde. Wir warten somit auf die Einreichpläne dieses Projektes.

 

Ganz große Sorgen hat uns – und bereitet uns auch weiter – die geplante Verbauung des Areales Trostgasse 23 („Kraus-Villa“, „Hotel Caruso“) gemacht. Denn sehr bald war klar, daß dieses Projekt vermutlich in keinerlei Zusammenhang und somit nicht „im Gegenzug“ mit einer eventuellen Renovierung und Sanierung des Hotels Weikersdorf stehen würde. Unverständlich war uns deshalb der lemminghafte Zug der Gemeinde in ihrer Befürwortung dieses Wohnbauprojektes Trostgasse 23 unter dem Deckmantel der „Ankurbelung des Tourismus“. Denn auf welche Weise – um es noch einmal zu sagen – ein Zubau zu einem nicht renovierten und nicht ausgelasteten Hotel auf der einen Seite und ein aufgelassener Hotelstandort, der für Wohnbau ungewidmet wird, auf der anderen Seite, den Tourismus ankurbeln soll, ist wohl eines der bestgehütetsten Geheimnisse unserer Stadt.

 

In diesem Zusammenhang muss auf die hervorragende und anerkennungswerte Reaktion der Unterstützer unserer Bürgerinitiative hingewiesen werden. Denn sie haben mit zahllosen Einsprüchen gegen die ursprünglich geplante Widmung und vor allem gegen den befürchteten Totalverbau dieses Areales um die „Kraus-Villa“ (geplant durch den berühmten Münchner Architekten Emanuel Seidl, der unter anderem auch die Villa für Richard Strauss in Garmisch-Partenkirchen erbaut hat) protestiert. Die Wiener Kunsthistorikerin Frau Dr. Maria Welzig hat in ihrer eben fertiggestellten Arbeit über die Seidl-Villa deren überragende Bedeutung, sowohl in architektonischer, als auch kulturgeschichtlicher und landschaftsprägender Hinsicht für die Stadt Baden dargestellt. Diese Arbeit geht eben in Druck und wird uns Anfang 2017 zur Verfügung stehen. Hier ist auch der Einsatz der Initiative um Thomas Brandner ganz besonders hervorzuheben. Interessant ist auch, daß man Frau Dr. Welzig die Einsichtnahme in die ursprünglichen Baupläne – somit 120 Jahre alt - am Bauamt der Stadt Baden (immerhin ein öffentliches Amt) unter Berufung auf die heutigen Eigentümer verweigert hat. Dies lässt darauf schließen, daß man sich der Besonderheit dieser Liegenschaft und deren denkmalwürdigen Charakters wohl bewusst ist und deshalb Informationen über die hohe Bedeutung dieser Villa für Baden gar nicht erst in die Öffentlichkeit gelangen lässt. Somit kann schlimmstenfalls auch vermutet werden, daß interne Absprachen der Gemeinde mit dem bauwerbenden Konzern ungestört durchgezogen werden sollen. Verdächtig ist jedenfalls, daß die Villa innerhalb der eben festgelegten Baufluchtlinien positioniert wurde.

 

Es hat jedoch der unerwartet starke und für die Gemeinde wohl ziemlich rauhe Gegenwind aus Richtung der Bürgerinitiative  den Politikern offensichtlich gezeigt, daß sich „Volksnähe“ nicht nur irgendwie und in den Wochen vor den Wahlen, sondern die gesamte Legislaturperiode hindurch und zum Vorteil der Stadt zeigen muss. Vor allem aber, daß Projekte von Konzernen, die zum Nachteil der Stadt führen können, mit größter Sorgfalt und vor allem im Vorfeld durch Studien auf ihre Machbarkeit und ihre Konsequenzen für diese Stadt analysiert werden müssen und nicht etwa durch Handschlag am Grünen Markt vergeben werden dürfen. Denn international tätige Großkonzerne interessiert wohl nur eines: Gewinnmaximierung. Der Erhalt gewachsener Strukturen sowie die Lebensqualität der Einwohner im Umfeld ihrer Bauten stellen für diese Konzerne eine wohl zu vernachlässigende Größe dar. In diesem Zusammenhang liest sich ein Passus aus Frau Krismers Politschrift „Extrablatt“ („Mein Baden“) reichlich sonderbar: „Baden kann nichts Besseres passieren, als dass es Investoren gibt, welche die Stadt beleben wollen“ (Zitat). Schön langsam wäre es demnach Zeit, daß auch die Grünen in der Realität ankommen.

 

Leider hat sich besonders die Vizebürgermeisterin Krismer, die ja eigentlich die Aufgabe hätte, für das lebenswerte Umfeld, das „Grün“ in unserer Stadt zu sorgen und es mit Energie zu verteidigen, im Jahre 2016 zur Sprecherin der Baulobby gemacht und alle drohenden Großprojekte befürwortet. Sie hat sie nicht nur befürwortet, sondern ist auch gegen die Bürgerinitiativen in den Medien vorgegangen, was Herrn Dr. Rudolf Novak, ehemaliger österreichischer Kulturattache´ in Brüssel und Paris unter dem Titel „Grün war gestern“, siehe auch www.buergerbaden.at/Weikersdorf zu folgendem Statement veranlasst hat: …“ Die politische Partei der „Grünen“ sitzt in der Stadtregierung. Warum stimmt ausgerechnet diese Fraktion zu, dass im Stadtzentrum zu Gunsten großer Bauvolumen Grünflächen und Baumbestände seit Jahren vernichtet werden? Diese Partei ist damit völlig unglaubwürdig geworden“... Wir möchten uns aber gestatten, auch Amüsantes über Frau Krismer Ihnen zur Kenntnis zu bringen. In der Ausgabe 6 von „Unsere Stadt“, eben erschienen, hat Frau Krismer in ihrer Einleitungskolumne den kommenden Präsidenten der Vereinigten Staaten, Donald Trump, als Entertainer und Hofnarren bezeichnet. Allein diese Wortmeldung ist geeignet, die kritiklose Selbstüberschätzung dieser Dame aufzuzeigen, noch dazu, als ihr mit Trump die Liebe für große Bauprojekte gemeinsam ist.

 

Das von der Gemeinde bewilligte Projekt Braitnerstraße 13, gegen das die Bürgerinitiative die Besitzerin des Nebenhauses Nr. 11 unterstützt hat, ist auf Grund des Einspruches des von der Bürgerinitiative beauftragten Anwaltes, Mag. Motamedi, zumindest einmal aufgeschoben. Es wurde somit einmal wertvolle Zeit gewonnen. Anlässlich der Verhandlung am Wr. Neustädter Landesverwaltungsgericht unter Anwesenheit eines Vertreters der Bürgerinitiative wurde seitens des Gerichtes auch ein Gutachten in Auftrag gegeben, das sich mit den möglichen negativen Auswirkungen des geplanten Neubaues, der in Teilen in grober Weise gegen die Baubestimmungen verstößt, beschäftigen wird. Siehe auch www.buergerbaden.at/Braitnerstraße.

 

Sie sehen aus diesen kurzen Aufzählungen, dass eine Bürgerinitiative nicht nur notwendig ist, sondern auch durchaus etwas bewirken kann. Vor allem ist es uns gelungen, den Bürgern der Stadt Baden vor Augen zu führen, dass man sich gegen den absoluten Herrschaftsanspruch und die Willkür der von ihnen gewählten „Volksvertreter“ zur Wehr setzen kann und muss. Die Hände in den Schoß zu legen und im Nachhinein den Schaden zu beklagen, ist wohl nicht mehr zeitgerecht. Vor allem aber muss der Politik vor Augen geführt werden, dass es in regelmäßigen Abständen Wahlen gibt und dass sie dabei an ihren Taten bzw. Untaten gemessen und beurteilt werden kann. Es ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch interessant, auf die tatsächliche Qualität der angekündigten Bereitschaft zur Einbindung der Bürger Badens seitens des neuen Bürgermeisters Sziruczek hinzuweisen. Ein Brief eines von uns (ZM) von Anfang Oktober, in dem um einen Termin für ein persönliches Gespräch ersucht, somit ein durchaus positives Signal für eine Kontaktaufnahme ausgesandt wurde, ist bis heute unbeantwortet geblieben. Wir nehmen das zur Kenntnis. Solche Reaktionen beflügeln allerdings unsere Bestrebungen, nicht locker zu lassen und auch weiterhin alles zu tun, was für diese Stadt und ihre Bürger gut und wichtig ist.

 

Mit nochmaligem Dank für Ihre Unterstützung und herzlichen Grüßen, verbunden mit den besten Wünschen für das kommende Jahr 2017,

 

für die Bürgerinitiative,

 

 

Karl Zweymüller

 

 

 

PS: Nicht nur in Baden ist Umwelt und Kulturgut in andauernder Bedrängnis, sondern im Besonderen auch in Wien. Dort plant die Winterthur Versicherung, ihren direkt neben der Karlskirche befindlichen Neubau, der ohnehin bereits eine schwere Belastung für das Erscheinungsbild der Kirche darstellt, um weitere 10 Meter aufzustocken. Man plant somit eine weitere und noch weitgehendere optische Katastrophe für dieses weltberühmte und wichtigste barocke sakrale Bauwerk Österreichs. Sie finden unter www.Rettetdiekarlskirche.at den Einstieg, um persönlich ihren Protest dagegen auszudrücken. Machen Sie bitte davon Gebrauch und geben Sie diese Information auch an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis weiter.

 

In diesem Zusammenhang möchten wir wieder ersuchen, auf unsere Initiative in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis aufmerksam zu machen, eine Möglichkeit zur Unterstützungserklärung finden Sie unter www.buergerbaden.at - Vielen Dank !