Sehr geehrte Badener und Badenerinnen,
liebe Unterstützer unserer Bürgerinitiative!
Die heißen Tage, die uns unser Klima beschert, haben zu unterschiedlichen Reaktionen „Verantwortlicher“ und solcher, die es gerne sein würden, geführt, aber allesamt bestrebt, das Klima zu retten. „Thinktanks“ werden gegründet und so manche Gemeinde ruft den Klimanotstand aus, was immer das auch heißen soll. PR-mäßig sicher ein guter Gag. Dabei haben viele Gemeinden einen beträchtlichen aktiven Beitrag zu dieser Misere geleistet. Eine Statistik besagt nämlich, daß Österreich über die höchste Supermarktdichte der Welt verfügt. Zu diesem fraglichen Ruhm haben die Bürgermeister der Städte und Gemeinden wohl deutlich beigetragen. Als Zusatzeffekt zu dieser gigantischen Bodenversiegelung verfügen nun manche Städte über menschenleere Zentren, siehe am Beispiel Neunkirchen und Wiener Neustadt. Auch die kürzlich erfolgte Eröffnung des „Eurospar“ in der Wienerstrasse in Baden wurde nicht nur ermöglicht, sondern auch mit lobenden Bürgermeisterworten bedacht.
Nun hat uns interessiert, was sich temperaturmäßig auf so einer baum-und strauchlosen, gnadenlos asphaltierten Riesenfläche eines solchen Supermarktparkplatzes abspielt und haben am 26.Juli 2019 jeweils drei Temperaturmessungen des Bodens mit einem Infrarot Meßgerät durchgeführt.
Ergebnisse:
1.Spar, Wienerstraße, 15.30 Uhr: 58,8, 57,6, 58,0 Grad Celsius
2.Billa, Wienerstraße, 15.35 Uhr: 53,6, 50,4, 53,2 Grad Celsius
3.Lidl Wienerstraße, 15.40 Uhr: 55,4, 55,2, 54,6 Grad Celsius
4.Mercur Dammg. 15.45 Uhr: 56,2, 55,8, 54,4 Grad Celsius
Bei diesem gibt es teilweise Baumbestand, vor allem durch die
denkmalgeschützten Riesenplatanen.
5.Penny, Vöslauerstr. 15.50 Uhr : 54,2, 51,0, 52,4 Grad Celsius
Diese Werte sind beachtlich, da die durch Stunden aufgeheizten Hitzeinseln diese Wärme auch stundenlang, bis in die Nachtstunden somit, abgeben werden. Auf einer innerstädtischen Staße, die teilweise baumbestanden ist, wurden demgegenüber Werte von 43,6 sowie 45,2 und im Bereich einer durch einen Baum beschatteten Stelle 34,2 Grad Celsius gemessen. Daß solche heißen Flächen imstande sind, die Temperaturen weithin in ihrer Umgebung zu beeinflussen, darf angenommen werden, ebenso wie die wohltuende Wirkung großer Bäume, die in den Straßen unserer Städte immer seltener werden, wie dies
ja leider auch in Baden immer häufiger zu beobachten ist. Kürzlich wurde die große Platane in der Braitnerstraße wegen „Stolpergefahr“ geschlägert, ein großer CO²-Absorber somit entfernt, das Microklima dieser Straße weiter ins Negative gedrängt. Jeder, der schon einmal im „sonnigen Süden“ war, weiß, daß gerade die Platane nebstbei auch sehr gut geeignet ist, Mensch und Fahrzeug vor der sengenden Sonne zu schützen und somit einen wichtigen Wohlfühleffekt für die Bevölkerung bietet.
Es gibt ja heute unzählige Vorschläge und auch Möglichkeiten, das Klima innerhalb der Städte zu verbessern und menschengerechter zu gestalten. Dabei spielt die Begrünung öffentlicher Flächen, vor allem Straßen, aber auch der Erhalt der bestehenden Grünflächen eine große Rolle. Baden war z.B. (früher einmal) berühmt dafür, daß man vom Beethoventempel aus kaum Häuser sehen konnte, da zahlreiche und große Bäume diese abdeckten. Die innerstädtischen Verbauungen der letzten Jahre gehen aber den gegenteiligen Weg, da bei Neubauten zumeist auch die dahinterliegenden Gartenflächen geopfert werden. Ein Beispiel dafür wird uns eben durch die massive Zerstörung der Grünflächen zwischen Wassergasse, Breyerstrasse und Mühlbach für den Riesenblock mit 26(!) Mietwohnungen für „Silver Living“ vor Augen geführt. Allein das wäre wohl imstande, manchem „Thinktank“ die Augen zu öffnen. Auch die kürzlich (wieder einmal) veröffentlichten Baupläne des „Sauerhof“ zeigen den massiven geplanten Verbau des Parkareales. Da nun offensichtlich auf Tiefgaragen verzichtet wird, kann davon ausgegangen werden, daß dieser Verzicht zu zusätzlichen Verlusten des Parkes, der Parkmöglichkeiten in den umgebenden Straßen sowie der dort befindlichen Bäume führen wird. In diesem Zusammenhang finden Sie im Folgenden die Zuschrift eines unserer Unterstützer abgedruckt.
„Ich möchte die Aufmerksamkeit auf unseren gemeinsamen Freund Kahlbacher richten, der wieder einmal angekündigt hat, mit dem Bau zu beginnen ( Kurierbericht ). Jetzt ist er mit der Bausumme schon auf 34 Mio € herunten, keine Kunst, da ja die angekündigte Tiefgarage nicht stattfindet. Dafür mietet er in den (der ?) umliegenden öffentl. Garagen Stellplätze an, der Buttler bringt dann den Wagen dort hin. Na das schau ich mir an: da kommt ein Gast mit einem 8er BMW oder S Mercedes in ein 5*+ Hotel, der Portier verlangt seinen Autoschlüssel und sagt ihm, er fährt den Wagen in eine öffentl. Garage ! Und die Autos seiner Mitarbeiter stehen dann auf den Straßen rund ums Hotel. Jeder Häuslbauer muß heute einen Stellplatz auf Eigengrund nachweisen. Nur der Herr Kahlbacher hat eine glänzende Ausrede. Auf seinem Grund hätte man 3 (!) Quellen entdeckt. Na bravo, da gibts keine Tiefgarage. Man sollte das im Auge behalten, denn so geht es sicher nicht.“
Nicht zwingend zielführend mutet die Begrünungsoffensive der Landesregierung Niederösterreich an, die ein begrüntes Hausdach mit „bis zu 1.500 Euro“ fördert. Daß bei der gängigen Hutschachtelarchitektur, die ja davon lebt, daß sie billig ist, nun teure Begrünungen und Bewässerungssysteme am Dach installiert werden, darf wohl sehr bezweifelt werden. Grün bepflanzte Fassaden sind zwar wunderschön und sicherlich von hohem Wohlfühleffekt, aber teuer in Anschaffung und vor allem in der Betreuung. Wir können so eine Fassade am „At the Park“ zwar bewundern, nachmachen jedoch kaum. Die wohl einfachste Art der Begrünung von Hauswänden mit der Mauerkatze (Parthenocissus
tricuspidata „Veitchii“) wird in der Begrünungsoffensive nicht einmal genannt. (BZ 25. 7. 2019). Dazu kommt noch, daß die Anschaffung mit 13.90 Euro pro Pflanze (Katalog Praskac 2019) billig ist und die Pflanze durch ihre großen Blätter auch das darunterliegende Mauerwerk vor Witterungsextremen wie Schlagregen und scharfe Trocknung durch pralle Sonne nachweislich schützt. Zum Vorteil der Kühlung des Mauerwerkes kommt somit auch die längere Haltbarkeit des Verputzes.
Interessant mutet jedenfalls eine kürzlich durchgegebene Nachricht im NÖ-Rundfunk an, wo berichtet wird, daß der Flughafen Wien bis 2030 CO²-neutral sein möchte, nämlich vorwiegend durch Einsetzen von elektrisch betriebenen Fahrzeugen und den Kauf von Certifikaten. Das gilt vermutlich wohl nur für die Betriebs-GesmbH. Allerdings werden 40% der österreichischen Elektrizität durch fossile Brennstoffe abgedeckt und die CO² Neutralität von gekauften Certifikaten ist oft nicht überprüfbar. Daß die Frau Landeshauptmann hunderte Millionen unseres Steuergeldes, wie kürzlich mit Stolz berichtet, für den Ausbau der dritten Start- und Landepiste „in die Hand“ nimmt, wird dabei schamhaft verschwiegen. Es wäre doch sicher interessant für so einen „Thinktank“, festzustellen, wieviel Schadstoffausstoß der Start auch nur eines einzigen zusätzlichen Fliegers verursachen wird. Wie unlängst zu lesen war, entspricht der Schadstoffausstoß eines einzigen Kreuzfahrschiffes dem von 10.000 Pkw. Da werden sich die Jets vermutlich auch nicht lumpen lassen, bedenkt man, daß beim Start eines größeren Jets etwa eine halbe Tonne Kerosin verbraucht wird. Somit wäre es doch sicher nicht uninteressant, der Frau Landeshauptmann ein paar hundert Millionen unseres Steuergeldes „aus der Hand“ zu nehmen, um somit unser Klima direkt über unseren Köpfen nachhaltig und effektvoll zu schonen. Würde man nur einen Teil dieser horrenden Summe für eine tatsächliche Begrünung sowie "Wiederbewaldung" unserer Städte und Dörfer verwenden, so wäre diese Investition für unsere Umwelt und Lebensqualität gut angelegt.
Mit besten Grüßen und Wünschen für einen schönen Sommer,
für die Bürgerinitiative,
Karl Zweymüller