Das Pokerspiel um den Sauerhof hat nun, wie von uns schon vor Monaten vorausgesagt, eine dramatische Wendung erfahren. Mit Datum 11. April wurde seitens der Stadtgemeinde Baden ein Entwurf zur Änderung des Örtlichen Raumordnungsprogrammes sowie des Bebauungsplanes des Parkareales des Sauerhofes im Rathaus aufgelegt und ist unter Download abrufbar. Wir haben diese Entscheidung anlässlich unserer gut besuchten Zusammenkunft am gleichen Tag im Parkhotel allen Teilnehmern zur Kenntnis gebracht und auch diskutiert.
In diesem Entwurf ist festgelegt, dass nun ein Teil des Parkes von Bauland-Sondergebiet-Fremdenverkehr in Bauland-Sondergebiet-Fremdenverkehr-Appartements(!) umgewidmet werden soll (Abb. 1, 2). Der Bau eines Wohnblockes für „Appartements“ soll durch diese Umwidmungen ermöglicht werden. Der aktuelle Architektenplan des Herrn Kahlbacher, Geschäftsführer der K.Y.A.T.T Immobilien Entwicklungs GmbH, wurde in der Badenerzeitung vom 24. März bereits veröffentlicht und zeigt drei geplante Blocks in brutaler Deutlichkeit (Abb. 4) Es kann somit ausgegangen werden, dass alle 3 abgebildeten Blocks nacheinander, ermöglicht durch 3 Umwidmungen seitens der Stadtverwaltung, gebaut werden sollen.
Die Firma K.Y.A.T.T. Immobilien Entwicklungs GmbH wurde am 17.10. 2015 am Landesgericht Wiener Neustadt eingetragen. Am 19. 10 2015 erfolgte der Kauf des Sauerhofes. In der NÖN vom 27. 10. 2015 ließ Herr Kahlbacher mitteilen, dass „ein 5-Stern-Gesundheitshotel, außerdem Mietappartements sowie einige Eigentumswohnungen“ entstehen sollen. Er hat somit nie mit seinen Zielen, dort Eigentumswohnungen bauen zu wollen, hintangehalten. (Abb. 3)
Abb 1: Dieses Bild zeigt die derzeitige Situation, gesehen von der Sauerhofstraße. Rot umrandet die zur Umwidmung anstehende Fläche.
Abb 2: Zeigt die ausgewiesene Fläche aus dem Entwurf zur Umwidmung.
Abb. 3: NÖN 27.10.2015, „Sauerhof-Käufer wollen auch Martinek-Kaserne“
Abb. 4: Diese Abbildung zeigt die drei geplanten Blocks, die in ihrem Bauvolumen den im Hintergrund mit rosa Dach abgebildeten Sauerhof um ein Mehrfaches übertreffen. Ganz links im Bild das Künstlerheim, welches durch den linken Block massiv in Mitleidenschaft gezogen ist. Rechts im Vordergrund der Block, dessen Bau durch die nun vorgesehene Umwidmung ermöglicht werden soll.
Anmerkung zu Abb. 4: Es ist nachvollziehbar, dass eine sinnvolle Führung eines Hotelbetriebes im Sauerhof ohne einen Zubau nicht auskommen wird. Ein solcher Zubau ist auf diesem Bild im Hintergrund rechts angedeutet und macht auch Sinn, so der Sauerhof tatsächlich für einen Hotelbetrieb adaptiert und renoviert werden soll. Ein Zubau in dieser Art wurde bereits 2013 seitens des Architekturbüros Zweymüller, 1010 Wien, im Rahmen einer für die Hotelkette Marriott durchgeführten Studie empfohlen (Abb. 5).
Abb. 5: Diese Abbildung zeigt den Architektenplan des Büros Zweymüller aus dem Jahre 2013, der eine Gesamtzahl von 144 Zimmern (288 Betten) plus Wellnessbereich, Seminarzentrum und Restaurant vorsieht. Dies wurde auch von Mariott als ausreichend zur Führung des Sauerhof angesehen. Keineswegs zeigt somit dieser Plan, dass zu einer wirtschaftlichen Führung mehrere Zubauten notwendig sind. Neben dem Schutzgedanken für das Ensemble wurden weitere Zubauten auch deshalb nicht eingeplant, da man damit die kritische Größe dieses Hotelkomplexes überschritten hätte. Somit wären weitere Zubauten für einen Hotelbetrieb des Sauerhof kontraproduktiv gewesen. Keinen Sinn machen somit die beiden Riesenblocks im Vordergrund von Abb. 4, die noch dazu fast den gesamten Park einnehmen werden. Die jetzt geplante Umwidmung zugunsten des großen Blocks im Vordergrund rechts geht somit am erklärten Ziel vorbei, den Sauerhof als Hotel weiterführen zu wollen.
Überschlagsmäßig werden in dem derzeit angegebenen Umwidmungsareal (Abb.1, 2) etwa 3.000 Quadratmeter Wohnfläche entstehen und der Nettogewinn daraus kann mit 4,5 Millionen angenommen werden. Dies ist aber erst der Anfang, da noch 2 weitere Wohnblocks geplant sind (Abb. 4). Somit hat man endlich Klartext gesprochen und dieses Ziel, nämlich der Verbau des Parkes, soll nun mit Hilfe der Stadtgemeinde Baden zügig vorangetrieben werden.
Der vorgesehene Entwurf zur Änderung des örtlichen Raumordnungsprogrammes widerspricht in krasser Weise § 25 NÖ ROG 2014. Anlässe, welche die Gemeinde dazu ermächtigen, Änderungen vorzunehmen sind dort taxativ aufgezählt. Die nun geplante Änderung ist jedoch unter keinen dieser taxativ aufgezählten Punkte zu subsummieren und muss somit als Änderung „aus gegebenem Anlass“ angesehen werden. Als Änderungsanlass gibt die Stadtgemeinde Baden unter anderem an, dass ein größtmöglicher Erhalt von Fremdenzimmern notwendig sei. In welcher Form Luxusappartements ohne Hotelanbindung (siehe Abbildung 4) zum Erhalt von Fremdenzimmern notwendig sein sollen, ist nicht nachvollziehbar. Interessant, dass hier nicht einmal mehr von Hotelzimmern die Rede ist, sondern nur mehr von Fremdenzimmern Die Stadtgemeinde Baden führt weiters aus, dass aufgrund des vorgesehenen Projektes eine längerfristige Stärkung der Badener Tourismusbranche erwartet werden könne. Dies ist jedoch entgegen der Ansicht der Stadtgemeinde Baden gerade nicht zu erwarten. Wie man aus anderen Projekten der Vergangenheit gelernt hat, handelt es sich bei „Serviced Appartements“ meist um Luxuswohnungen, welche in der Folge abverkauft werden. Mit touristischer Nutzung haben diese in den meisten Fällen nichts zu tun.
Herr Kahlbacher betont nun in „Österreich“ vom 21. April 2015, „dass es keine Wohnungen für Private geben wird (Anmerkung: somit Eigentumswohnungen), sondern nur buchbare Appartements für Hotelgäste“ Wären es tatsächlich „Serviced Appartments“, so müsste zuerst der Sauerhof als Hotel wiederbelebt werden, um solche „Services“ überhaupt anbieten zu können.. Davon ist aber, entgegen den bisherigen Versprechungen des Eigentümers, nicht die Rede. Es wird damit die Funktionsweise von „Serviced Appartments“ ad absurdum geführt, da ja nicht anzunehmen ist, dass die Versorgung dieser Luxusappartements durch karitative oder sonstige Organisationen erfolgen wird, die in keiner örtlichen Nähe zu den Wohnblocks stehen.
Es ist auch gar nicht ersichtlich, was mit den geplanten Serviced Appartments geschehen soll. Eine Verpflichtungserklärung des Eigentümers des Sauerhofes, dahingehend, dass diese Appartements ausschließlich touristischen Zwecken dienen und nicht abverkauft werden sollen, liegt nicht vor. Ganz im Gegenteil: in der NÖN vom 19. April erklärt Bürgermeister Staska: „Zur Sicherstellung, dass keine widmungswidrige Verwendung möglich ist, haben wir uns seitens der Stadt natürlich auch schon etwas einfallen lassen“ Weiter geht es in der NÖN: „So Staska, der aber keine Details verraten möchte“
Dieses Statement Staskas bedeutet vermutlich im Klartext: 1.) „ich habe nichts in Händen und somit keine Ahnung, wie es weitergehen soll“. Dafür würde sprechen, dass auf eine Anfrage der Bürgerliste „Wir Badener“ in der Gemeinderatssitzung vom 17. November 2015 an den Bürgermeister, nämlich ob es eine schriftliche Absichtserklärung des neuen Eigentümers gegenüber der Stadt gäbe, dieser erklärt hat, „eine solche liegt nicht vor“. oder 2.) es gibt Geheimabsprachen mit dem Bauwerber, die im Interesse der Baulobby unter Verschluss gehalten werden und/oder 3.) „was wir mit dem Sauerhof vorhaben, das geht die Bevölkerung Badens überhaupt nichts an“. Denn dass es die Gemeinde Baden mit den vorhandenen Gesetzen und Vorschriften vermutlich nicht so genau nimmt und diese zum Nachteil der Bevölkerung auslegt, lässt sich drastisch an 2 Beispielen zeigen (siehe Braitnerstraße und Goethegasse). Allein diese beiden Beispiele zeigen, was noch alles mit dem Park des Sauerhofes passieren kann, nachdem der Bürgermeister entweder nichts weiß, oder so tut als wäre alles in Ordnung.
Die Entscheidung der Stadtverwaltung, nun tatsächlich Teile des Parkes des Sauerhofes in Bauland-Sondergebiet-Fremdenverkehr-Appartments umwidmen zu wollen, ist vermutlich das definitive Eingeständnis dafür, dass auch hier wiederum den Plänen der Baulobby gefolgt wird. Somit macht sich die Stadt Baden zum Handlanger jener, die auf Kosten von Schönheit und Lebensqualität unserer Stadt ausschließlich ihren Profit vor Augen haben.
Herr Kahlbacher hat versprochen, dass die Revitalisierung des Sauerhofes mit Ende dieses Jahres abgeschlossen sein wird. Davon ist keine Rede mehr. Es geht offensichtlich nur mehr um den Bau eines Wohnblocks mit „Serviced Appartments“, was immer das heißen soll. Dieser erste Wohnblock ist aber erst der Anfang der Verbauung.
Es muss deshalb die Frage gestattet sein, ob die Stadtverwaltung tatsächlich so ahnungslos ist, dass sie jedem „Investor“ auf den Leim geht oder ob hier Abmachungen dahinterstecken, über die nicht gesprochen wird. Verdächtig erscheint vor allem, dass die Stadtverwaltung sich eine gänzlich neue Widmungskategorie hat einfallen lassen. Die laut Bauamtsdirektor Madreiter notwendige Umwidmung auf Appartements ist in Österreich selbst in touristischen Gebieten unbekannt. Die bisherige Widmung „Bauland-Sondergebiet-Fremdenverkehr“ lässt jedenfalls die Vermietung von Appartements für den Fremdenverkehr zu, da in dieser keine Einschränkungen bezüglich Größe der zu vermietenden Zimmer bestehen. Eine Änderung ist somit völlig unnötig.
Die Perspektiven für den berühmtesten Kornhäuselbau Österreichs sind somit düster, denn es steht zu befürchten, dass sich der „Investor“ empfehlen wird, sobald er seinen Profit gemacht hat. Übrigbleiben wird die Hülle des berühmten Bauwerkes und die Einsicht, dass die Stadtverwaltung vermutlich nicht fähig und auch nicht willens ist, ihre am 29. September 2015 erlassenen Richtlinien der Bausperre, nämlich den Schutz der gewachsenen siedlungstypischen Strukturen sowie der Grünflächen, auch nur andeutungsweise zu befolgen. Diese geplante Umwidmung ist somit auch ein Schlag ins Gesicht jener, denen die Stadtverwaltung Umbauten ihrer Liegenschaften verwehrt mit dem Hinweis auf „Bausperre“
Die Bürgerinitiative protestiert im Namen aller Badener, denen der Erhalt dieses weltberühmten Bauwerkes ein Anliegen ist, energisch gegen diesen Anschlag, der den Sauerhof jeder Chance berauben wird, in Zukunft einer geordneten Verwendung zugeführt zu werden. Im Gegenteil: die Erhaltung des Sauerhofes wird den weiteren Plänen dieser Herren vermutlich entgegenstehen.
Es ist somit zu befürchten, daß nach der Weilburg auch dieses Juwel ein Opfer der Baulobby werden wird. Wir stellen uns somit entschieden gegen diese Umwidmungspläne und fordern die Stadtverwaltung auf, diese Pläne zurückzunehmen. Wir fordern die Stadtverwaltung somit auf, zu ihrem Wort zu stehen und nur jene Projekte zu fördern, die im Interesse der Zukunft dieser Stadt und ihrer Bevölkerung stehen. Diese Forderung wurde auch anlässlich der ersten Versammlung der Bürgerinitiative am 11. April 2016 erhoben (Abb. 6)
Abb. 6: Links im Bild Doz. Böhler, Mitte Anwalt Mag. Motamedi de Silva, Rechts Prof. Zweymüller
Abb. 7
Was können wir nun gegen diese Pläne tun?
Gegen diese, für Baden dramatische Änderung mit derzeit noch unabsehbaren negativen Folgen kann bis zum 23. Mai von jedem Bürger Badens ein Einspruch/Stellungnahme abgegeben werden, und zwar an die Abteilung für Bauangelegenheiten, Rathaus, Hauptplatz 1. Entweder durch einen eingeschriebenen Brief oder durch Abgabe des Schriftstückes auf der Gemeinde (Bürgerservice) Bitte eine Kopie abstempeln lassen! Für eine persönliche Abgabe beim Bürgerservice: Montag und Donnerstag 7.30 bis 16.00 Uhr, Dienstag 7.30 bis 19.00 Uhr, Mittwoch und Freitag 7.30 bis 13.00 Uhr.
Textvorschlag:
Gegen die von der Stadtgemeinde Baden geplante Änderung des Örtlichen Raumordnungsprogrammes sowie des Bebauungsplanes für die Weilburgstraße 11 bis 13, den berühmten Sauerhof, spreche ich mich innerhalb der offenen Frist entschieden aus. Ich fordere deshalb die Stadtgemeinde Baden auf, diese Pläne zurückzuziehen.
Je mehr verantwortungsbewusste Bürger unserer Stadt eine Stellungnahme abgeben, umso besser. Die Stellungnahmen müssen nämlich zur Kenntnis genommen und behandelt werden. Machen Sie deshalb von dieser Möglichkeit einer direkten Demokratie Gebrauch! Auch in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis!
1. Die Unabhängige Bürgerinitiative steht für den Erhalt des Sauerhofes in seiner derzeitigen Form
2. Die Bürgerinitiative steht ebenso für den Erhalt der Grünflächen Badens, somit auch für den Erhalt des Sauerhofparkes, ohne den ein 5-Stern- Wellnesshotel ohnehin nicht auskommen könnte.
3. Die jetzige Vorgangsweise, nämlich zu beteuern, dass der Sauerhof renoviert und als Hotel betrieben werden soll, aber vorab den Park durch „Appartementbauten“ zubauen zu wollen, steht in krassem Widerspruch zu allen früher geäußerten Erklärungen.
4. Die Bürgerinitiative verlangt eine Vorgangsweise, die darin besteht, zuerst den Sauerhof als Hotel wiederherzustellen und erst dann einen ev. notwendigen Ergänzungsbau, der zur Führung des Hotels notwendig ist, zu errichten.
5. Die Bürgerinitiative fordert die Gemeinde auf, sich dieser Sichtweise anzuschließen und auch entsprechend zielstrebig ausschließlich in diesem Sinn vorzugehen. Nebulose Hinweise auf Absprachen, die keiner kennt und von denen auch keiner weiß, wie sie zu exekutieren wären, sind nicht geeignet, Vertrauen in ein korrektes Vorgehen der Gemeinde zum Vorteil unserer Stadt aufkommen zu lassen.