Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde!
Wir berichten zu Ihrer Information über die Bürgerversammlung vom 14. Februar 2017 im Hotel Herzoghof, zu der die Bürgerinitiative für den Erhalt Badens sowie die Bürgerinitiative Trostgasse geladen hatten.
70 besorgte Badener Bürger waren gekommen, viele von ihnen aus der Umgebung der Trostgasse im Viertel Badnerberg. Anlaß war das Erscheinen der Broschüre "Die Jugendstilvilla in Baden bei Wien nach Plänen des Münchner Architekten Emanuel Seidl“. Die Wiener Kunsthistorikerin Dr. Maria Welzig hat über diese Villa des berühmten Architekten recherchiert, die Bürgerinitiative für den Erhalt Badens hat die Drucklegung ihrer Arbeit übernommen. Das Bauwerk in der Trostgasse 23 ist in Baden als "Kraus-Villa" bekannt. Es ist im Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs verzeichnet. Seidl hat sie als Gesamtkunstwerk, nämlich Bauwerk und umgebender Park, konzipiert. Von diesem Park sind noch bedeutende Teile erhalten.
Villa und umgebender Park sind nun in großer Gefahr. Die Gerstner-Gruppe hat die Liegenschaft, auf der sich das nun geschlossene Hotel Caruso befindet, von der Austria Trend Hotel Gruppe übernommen und plant nun, eine große Anlage mit Eigentumswohnungen zu errichten. Ein massives Zubauen mit Wohnblöcken ergäbe nicht nur für dieses nicht denkmalgeschützte Bauwerk schwerste Beeinträchtigungen sondern auch für das gesamte umgebende Viertel. Es würde, so man die Eigentümer nicht kontrolliert und gegebenenfalls auch in die Schranken weist, wieder ein bedeutender Ort der Identität der Stadt Baden verlorengehen. Dies wäre ein Verlust, der nie wieder gut gemacht werden könnte.
Das Programm der Veranstaltung trug sowohl diesen Erkenntnissen, als auch den Befürchtungen seitens der Bevölkerung Rechnung (siehe Programm, Anhang 1)). Wir möchten Ihnen daraus die Präsentation von Dr. Rudolf Novak zur Kenntnis bringen (siehe Präsentation, Anhang 2)). Herr Thomas Brandner, der Initiator der Recherche sowie Gründer der Bürgerinitiative Trostgasse hat in seinem Referat auf die Folgen der neuerlichen Verschiebung von Baufluchtlinien und Bebauungsdichte, beschlossen in der Gemeinderatsitzung von 27. September 2016 hingewiesen. Er hat auch die teilweise sonderbaren und nicht nachvollziehbaren Begründungen der Abweisung der zahlreichen Einsprüche aus der Bevölkerung, die innerhalb der Auflagezeit der geplanten Änderungen eingegangen sind, zur Sprache gebracht.
Diese in der Gemeinderatsitzung vom 27. September beschlossenen Änderungen spielen dem Baukonzern in die Hand und sind den Intentionen der Bevölkerung, nämlich Grünflächen zu erhalten sowie auch die schönen baulichen Strukturen unserer Stadt, in krasser Weise entgegenlaufend. Da nicht anzunehmen ist, daß der Gemeinderat vorsätzlich Maßnahmen beschließt, die der Stadt Baden schaden, kann vermutet werden, daß diese Änderungen von den Entscheidungsträgern der Stadt in ihrer Tragweite nicht voll realisiert wurden. Schön wäre es jedoch gewesen, hätten sich die Verantwortlichen, vom Bürgermeister abwärts, im Vorfeld auf eine Widmung geeinigt, welche eine Bebauung zwar ermöglicht, die Wünsche der Bevölkerung sowie die Rücksichtnahme auf das Viertel am Badnerberg aber gleichermaßen respektiert hätte. Aber im Gegenteil: am gleichen Tag wurde nämlich auch die am 29. September 2015 beschlossene Bausperre, die den Erhalt der historischen Bausubstanz sowie der Grünflächen zum Ziel hat, aufgehoben! Somit kann auch vermutet werden, daß, entgegen den gebetsmühlenartig vorgebrachten Beteuerungen der Gemeinde, daß nämlich die Villa bestehen bleibt, diese doch in großer Gefahr ist. Denken wir nur an den Umgang großer Konzerne mit Kulturgut, das ihnen bei ihrer Gewinnmaximierung im Wege steht.
Der Bürgermeister der Stadt Baden, DI Stefan Szirucsek hat auf die Einladung, die er zu dieser Veranstaltung in Form eines persönlichen Schreibens erhalten hat und das in seinem Büro im Rathaus abgegeben wurde, nicht reagiert. Synchron dazu haben weder die Badener Zeitung, noch die Niederösterreichischen Nachrichten einen Vertreter zu dieser für Baden wichtigen Veranstaltung geschickt. Es wurde deshalb beschlossen, eine Petition an den Bürgermeister zu richten, in der die Wünsche der Bevölkerung aufgelistet sind (siehe Petition, Anhang 3)). Der Bürgermeister, der bei seiner Amtseinführung erklärt hat, die Nähe zu den Bürgern zu suchen und ihre Wünsche in seine Entscheidungen einfließen zu lassen, wird somit aufgefordert, hier im Interesse Badens zu handeln und die Wünsche des Baukonzerns rückzustufen. Er wird somit auch aufgefordert, zu seinen Versprechen zu stehen. Warum er sich diese wohl einmalige Chance, auf die Sorgen und Befürchtungen der Bürger eines gesamten Stadtviertels einzugehen, einerseits, und sich für die Bewahrung alter, für Baden wertvoller historischer Bausubstanz und Grünflächen einzusetzen, andererseits, hat entgehen lassen, und nicht einmal auf die Einladung zu dieser wichtigen Bürgerversammlung reagiert hat, geschweige denn erschienen ist, ist für uns nicht nachvollziehbar. Übereinstimmend wurde anlässlich der Bürgerversammlung betont, daß sowohl die Bürgerinitiative für den Erhalt Badens, als auch die Bürgerinitiative Trostgasse einer sinnvollen Nutzung der Liegenschaft positiv gegenüberstehen. Dazu gehört aber der Erhalt der berühmten Villa und eines ausreichend großenTeiles des Parks.
Thomas Brandner Rudolf Novak Karl Zweymüller
WICHTIG zu Ihrer Information: Anläßlich eines Treffens, das am Wochenende mit mehreren Gemeindratsmitgliedern stattgefunden hat, wurde auch die Möglichkeit besprochen, einen Initiativantrag einzubringen, der dann bei der nächsten Gemeindratsitzung Ende März behandelt werden muß. In diesen Antrag können wir unsere Wünsche einarbeiten, die zu einer für alle vertretbaren Lösung führen sollen. Wir werden diesen Antrag ausarbeiten und Ihnen in der zweiten Märzwoche zukommen lassen mit der Bitte um Unterfertigung. Personen mit Haupt- oder Nebenwohnsitz in Baden dürfen unterschreiben. Eine Zahl von 330 Unterschriften ist notwendig. Diese Zahl sollte sich angesichts der Bedeutung dieser Entscheidung wohl relativ leicht erzielen lassen.
Die Sammlung von Unterschriften für die Petition an den Bürgermeister führen wir in der Zwischenzeit weiter, werden diese aber erst nach dem Initiativantrag einbringen.